52 Die fremden Erdteile. Asien.
die Jahreswärme schnell ab. Im 8. noch Palmen und Affen, im N. Nadel-
hölzer und Bären.
Die Japaner gehören zu den mongolenartigen Völkern. Sie bekennen
sich zu einer Art von Ahnendienst oder sind Buddhisten; auch die
Lehre des Konfuzius hat Anhänger. Seitdem es den Nordamerikanern
gelungen ist (1854), Japan dem Verkehr mit Europa und Nordamerika zu
öffnen, haben wenige Jahrzehnte genügt, Japan in einen modernen,
zivilisierten Staat umzuwandeln, so daß die Japaner unstreitig das
gebildet st emongolische Volksind. Zahlreiche junge Japaner studieren
auf westeuropäischen Hochschulen und werden dann in ihrer Heimat Förderer
abendländischer Bildung. Sogar die Despotenherrschaft ist abgeschafft und
eine Staatsverfassung mit Volksvertretung eingeführt. Der Mikado ist das
weltliche und geistliche Oberhaupt. •— Die Industrie steht bei den Japanern
am höchsten unter allen Asiaten. Sie liefern ausgezeichnete Seidenstoffe,
Lackarbeiten und Schnitzereien; die Japaner sind vorzügliche Ackerbauer und
Seidenraupenzüchter.
Der deutsche Handel mit Japan umfaßt nur 6°/0 des japanischen
Außenhandels und steht an 4. Stelle. Die Hauptausfuhr bildet Seide.
G Tokio, Hst. auf der Insel Mpon gelegen. S. davon der Welthafen
* Jokohäma. — »Ki öto. erste Industriestadt und Hauptsitz der Gelehr-
samkeit. — Hafenstadt Dofaka. — -Zinagasaki, wichtige Handelsstadt auf
der f. Hauptinsel. — Zu Japan gehören di,e Kurilen und die Liukiu-
Gruppe, im 8. die schöne Insel Formosa.
5* Nordasien.
(Russisch.)
1. Sibirien, größer als Europa, mit einer Bevölkerungszahl, geringer
als die von London, nimmt den Raum zwischen Ural und dem Großen Ozean,
Jnnerasien und dem Eismeer ein. Der N. und der W. Sibiriens bis zum
Jeniffei ist Tiefland; der 80. und 0. dagegen wird von Gebirgs- und Berg-
land eingenommen. Die bedeutendsten Gebirge sind der gold- und silber-
haltige Altais) das reißbleireiche Sajanische Gebirge. In
Kamtschatka erheben sich einzelne tätige Vulkane bis zur Höhe des Mont-
blanc. — Die 3 Riesenströme folgen der ^.-Abdachung des Landes zum
einsamen Eismeer. Wie heißen sie? Für den Verkehr nach außen hin
haben sie sehr geringe Bedeutung, da ihr Unterlauf durch ein unwirtliches
Gebiet führt, den größten Teil des Jahres eine Eisdecke trägt, und da sie
in das selten eisfreie Eismeer münden. Ihr Fischreichtum ist aber eine
Hauptnahrungsquelle der dortigen Bewohner. Zum großen Ozean fließt
der goldführende Amur. — Der Baikal, ein tiefer Süßwasser-Gebirgssee,
der mit seinem Grunde bis 1100 m unter den Meeresspiegel sinkt, ist das
größte stehende Gewässer Sibiriens und entwässert sich zum Jenissel.
Das Klima Sibiriens ist viel rauher und kälter, als das Europas
unter gleicher Breite. Gegenden, die nicht weiter nach N. liegen als
Frankfurt a. M., haben kaum die mittlere Jahreswärme des n. Norwegens.
*) Der Altai ist neben dem Ural die Hauptfundstätte des Goldes im
russischen Gebiet.
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Japan Europa Nordamerika Japan Japan Tokio Dofaka Japan Formosa Nordasien Sibirien Europa London Großen_Ozean Sibiriens Kamtschatka Mont- Sibiriens Sibiriens Europas Frankfurt Norwegens
Ostasien. 49
diesem Lande drangen 1644 die Mandschurei erobernd nach China vor und
unterwarfen das ganze Reich. Trotz zahlreicher Empörungen haben sie sich
immer als Herren des Landes zu behaupten gewußt, sind aber größtenteils
unter Einwirkung der chinesischen Kultur zu Chinesen geworden. Der Zopf
war ursprünglich ein Zeichen der Unterworfenen.
Das eigentliche China, fast 4 Mill. qkm, 3—400 Mill. E, a) Das
Land. Von allen Ländern des Riesenreichs berührt allein das eigentliche
China das Meer. Die Küste beschreibt einen halbkreisförmigen, feingegliederten
Bogen vom Golf von Tonking bis Korea. Der 8. und das Innere des
Landes sind überwiegend Gebirgsland, bestehend aus zahlreichen Ketten-
gebirgen und Hochflächen, die w. in das Hochland von Jnnerasien übergehen.
Der N. ist ein großes Tiefland um den Unterlauf der beiden Hauptströme.
Wichtige Pässe der Nordgrenze sind durch altes, starkes Mauerwerk ab-
gesperrt; hie und da erheben sich auf der Grenzlinie in ziemlichen Abständen
voneinander große viereckige Türme, der Überlieferung nach alles Neste eines
riesigen Grenzwalles, „der Großen Mauer", die vor mehr als 2000
Jahren ein chinesischer Kaiser als Schutz gegen die Tatarenhorden erbaut
haben soll.
Die Hauptflüsse des Landes sind der Hoängho (gelber Strom),
der seinen Namen von den großen Mengen gelber Löß erde trägt, die er
mit sich führt und weit bis ins Meer trägt (Gelbes Meer), und der
Jängtse. Der Hoängho wird seiner vielen Überschwemmungen wegen das
„Unglück Chinas" genannt. Südchina hat viele Seen.
Der Chinese sagt: „Den Hoängho kann man in 1000 Jahren nicht
reinigen" und wenn er etwas Unmögliches bezeichnen will: „Das wird ge-
schehen, wenn der Hoängho reines Wasser hat." Die Überschwemmungen
waren schon so ausgedehnt, daß der Fluß seinen Lauf verlegte. Zeige den
alten Lauf!
Das Klima Chinas ist sehr günstig. Zwar wehen im Winter von
den eiskalten Hochflächen Jnnerasiens rauhe Winde, die im N. Chinas trotz
der süditalienischen Breitenlage des Landes reichen Schneefall und Eisbildung
hervorrufen; aber im Sommer bringen die Monsune (S. 30) reichliche
Niederschläge bei tropischer Wärme, wodurch hauptsächlich die außerordentliche
Fruchtbarkeit des Landes bedingt wird. Weizen im N., Reis im S. sind
die Hauptfrüchte, außerdem baut man Tee und Baumwolle. China ist
die uralte Heimat der Seidenraupe. Auch die Fasane und Gold-
fische sind hier zu Hause. — Steinkohlenlager, die noch meist unbenutzt da-
liegen, und Porzellanerde sind die wichtigsten mineralischen Bodenschätze.
b)Die Bewohner sind die Chinesen. Ihre weizengelbe Haut-
färbe, das spärliche, straffe, schwarze Haar, die hervorstehenden Backenknochen,
die schiefen, geschlitzten Augen mit der Mongolenfalte kennzeichnen sie auf den
ersten _ Blick als Glied der mongolischen Rasse. Die Chinesen bilden das
zahlreichste Volk der Erde, fast */4 aller Bewohner der Erde. Im
chinesischen Tieflande, das etwa so groß wie das Deutsche Reich ist, wohnen
etwa 150 Mill. Die Dichtigkeit der Bevölkerung nötigt jährlich Tausende
zur Auswanderung. In Indien, Südafrika, Australien und den Küstenländern
des Großen Ozeans erscheinen die genügsamen, betriebsamen, aber unreinlichen
chinesischen „Kulis" als bedrohliche Mitbewerber der weißen Arbeiter.
Der Chinese ist ein unermüdlicher Arbeiter und schlauer Händler, zeigt
musterhafte Sparsamkeit und bewundernswerte Genügsamkeit. Alles Aus-
ländische betrachtet er indes mit großer Geringschätzung. Daher haben denn
Tromnau-Schlottmann, Schulerdkunde Ii. 4
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Extrahierte Personennamen: Südchina Hoängho
Extrahierte Ortsnamen: Ostasien China China China Korea Chinas China Deutsche_Reich Indien Südafrika Australien
318
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
nach S die Niederschlagsmenge ab. — Die rauhen Gebirgsländer, die nirgends
3000 m Höhe erreichen, waren stets der Wohnplatz kriegerischer Stämme, die
sich von der Kultur der Umgebung abschlössen, ihre Freiheitsliebe und Eigen-
tümlichkeiten bewahrten und fremden Herren nur widerstrebend gehorchten.
Der von Serben bewohnte Nw gehört größtenteils zu Österreich-Uugaru.
(S. § 204, c.)
b) Die Staaten. 1. Das Königreich Montenegro (d. i. schwarzes, unwirtliches
Bergland; 9000 qkm, { Mill. E., 27 E. auf 1 qkm) ist das einzige Gebiet der Halb-
infel, das infolge der Freiheitsliebe und Tapferkeit seiner armen Gebirgsbewohner
von der Herrschaft der Türken immer frei blieb. Freilich erschienen seine dürftigen
Bergweiden den Türken auch wenig begehrenswert. In dem dorfähnlichen Cetinje
[§ettxnje] wohnt der König des Landes.
2. Das türkische Albanien wird von den stark mit andern Völkern gemischten
Nachkommen der alten Jllyrier in spärlicher Zahl bewohnt. Sie sind trotzige und
unruhige Bergstämme, deren geringer Besitz in Schaf- und Ziegenherden besteht.
Die Mehrzahl von ihnen hängt dem Islam an. Größere Siedlungen sehlen dem
von der Natur dürftig ausgestatteten Lande.
a) Das Land. Das Faltengebirge setzt
sich in Griechenland fort. Während
aber die westlichen Ketten der Richtung der Küste folgen, biegen diejenigen
in Ostgriechenland bogenförmig nach 0 ab. Längs- und Qnerbrnche
haben das Gebirge mannigfaltig zerstückelt, und die Schollen sind an vielen
Stellen abgesunken. So entstand ein gitterartiges Gebirgssystem mit ab-
geschlossenen Tieslaudsbecken, in denen sich im Altertum viele kleine Staaten
bildeten. Im 0 des Pindos, dessen Parallelfalten West- und Ostgriechen-
land trennen, breitet sich die Thessalische Ebene (Bild 182) aus; ihr öst-
licher Grenzwall steigt in dem Schiefer- und Marmormassiv des Olymp zu
3000 in aus. Im 8 wird das Becken Thessaliens durch den Querriegel des
Othrys abgeschlossen. Jenseits des zum Meere geöffneten Senkungsfeldes
von Lamm, dessen Ebene vom Peneios durchströmt wird, streichen zwei Ge-
birgszüge, Verzweigungen des Pindos, nach 80. Der nördliche Zug beginnt
mit dem Ötagebirge, der südliche enthält u. a. den Parnaß (Buntbild):
beide schließen die Böotische Ebene mit dem jetzt trockengelegten Kopais-See
ein. Auch der Peloponnes, fast ganz Gebirgsland, ist in zahlreiche Einzel-
landschasten aufgelöst, die der Zerstückelung der Gebirgsketten infolge von
Brüchen ihre Entstehung verdanken. — Aber die Brüche schufen nicht nur
ein wechselvolles Bodenrelief, sondern auch eine starke Küstengliederung, die
durch Senkung des Landes in junger Erdzeit noch gefördert wurde. Es gibt
kaum eine Stelle auf der Erdoberfläche, wo Meer und Land in so inniger
Berührung und Wechselwirkung stehen, wo das Meer in so zahlreichen Buchten
mit guten Häfen tief ins Land eindringt, wie in Griechenland. Meist stoßen
Gebirge und Meer unmittelbar aneinander. Aus tiefem Meeresgründe geht
es empor zu schmalen Küstenebenen und von ihnen zu hohen Gebirgen; hier
kann der Mensch von den Orangen- und Olivenhainen der Küste in wenigen
Stunden fast bis zur Grenze des ewigen Schnees wandern. Er sindet auf
D. Die Griechische Halbinsel.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Montenegro Albanien Griechenland Ostgriechenland Griechenland
3
ober an gnstig gelegenen Meeresksten niedergelassen hatten. Sie grndeten feste Wohnsitze, aus denen Drftr^und Städte erwuchsen; bei ihnen ent-wickelte sich der Ackerbau, das Gewerbe, die Schiffahrt, der Handel, und je enger sie zusammenwohnten, um so ntiger wurden ihnen Gesetze, durch welche sie ihre Gemeinschaft regelten und zu einem geord-neten Staate verbanden.
3. Die orientalischen Völker. Die ltesten Staaten entstanden im Morgenlande oder Orient und zwar in den Ebenen groer Strme: am Nil, am Euphrat und Tigris, am Ganges und Indus, am gelben und blauen Flusse. Doch knnen unter diesen orientalischen Vlkern die im stlichen Asien wohnenden hier bergangen werden; denn wenn auch die Chinesen frh-zeitig eine hhere Bildungsstufe erreichten, so sind sie doch, bei ihrer strengen Absonderung von den brigen Vlkern, ohne wesentlichen Einflu auf die Ent-Wickelung der Menschheit geblieben. Ihren eigentlichen Lauf beginnt die Weltgeschichte mit der Betrachtung der Völker, welche die Lnder vom Nil und Mittelmeer bis zum Indus, d. h. gypten und das sdwestliche A s i.e n einnahmen. Es sind:
l. die gypter (Hamiten);
~ 2. die Babylonier und die Assyrer,^
3. die Phnizier, Semiten;
4. die Israeliten, J
5. die Inder, 1 .
6. die Weder und Perser,/ Arier oder Jndo-Germanen.
I. Die gypter (Hamiten).
2._
Das Land gypten.
(S. Karte I.)
1. Der Nilstrom. Im nordstlichen Afrika, nahe der schmalen Land-enge, durch welche Afrika mit Asien zusammenhngt, ergiet sich der Nil in das Mittelmeer. Einer der gewaltigsten Strme der Erde, 6000 km lang, totrd er durch Vereinigung von zwei Flssen, dem weien" und dem blauen Nil, gebildet. Der weie Nil, der westliche, strkere Quell-flu, entstrmt dem mchtigen Ukerewe-See am quator; der kleinere, blaue Nil entspringt auf dem abessinischen Hochland. Der vereinigte Strom fliet m nrdlicher Richtung durch Wsten- und Gebirgsland, in zehn Wasserfllen (Katarakten) der Felsen strzend, bis er bei Syene gypten (nni ein-heimischem Namen die jchwatze Erde") erreicht. Ohne Zuwachs ourch
1*
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Morgenlande Orient Asien Afrika Afrika Syene
50 i Die fremden Erdteile.
sitäten und Werden dann in ihrer Heimat Förderer abendländischer Kultur.
Sogar die Despotenherrschaft ist abgeschafft und eine Staatsverfassung mit
Volksvertretung eingeführt. Der Mikado ist das weltliche und geist-
liche Oberhaupt. — Die Industrie steht bei den Japanern am höchsten
unter allen Asiaten. Sie liefern ausgezeichnete Seidenstoffe, Lackarbeiten
und Schnitzereien, find vorzügliche Ackerbauer und Seidenraupenzüchter.
Hauptausfuhrstoffe sind Thee und Seide.
To ki 3 (1,4 Mill. (£.) Hst-, auf der Insel Nippon gelegen. S. davon
derkauptaussuhrhaseu Jokohz-ma. — Kiöto, erstejudustriestadt und
Hauptsitz derzgelebrsamkeit. — Hafenstadt Osaka. — Nagasäki. wichtige
Handelsstadt auf der s. Hauptinsel. Zu Japan gehören die Kurrlen
und die L l u.k! u - Gruppe.
5. Nord- und Nordwestasien.
(Russisch.)
I. Sibirien (größer als Europa , Bevölkerungsziffer geringer als die
von London) nimmt den Raum zwischen Ural und dem großen Ozean. Zen-
tralasien und dem Eismeer ein. Der N. und der W. Sibiriens bis zum
Jeniffei ist Tiefland; der 8.-0. dagegen wird von Gebirgs- und
Bergland eingenommen. Die bedeutendsten Gebirge sind der gold-
und silberhaltige Altai (3000 in), das graphitreiche sajanische Ge -
b i r g e, das S t a n o w o i - Gebirge und das V u l k a u g e b i r g s l a u d
v o n K a m t s ch a t k a, in welchem sich einzelne thätige Vulkane bis zur
Höhe des Montblanc erheben. — Die Riesenströme folgen der X.-Ab-
dachung des Landes zum Eismeer. Der Hauptstrom Westsibmens ist der
Ob, welcher l. den Jrtisch mit dem Tobol aufnimmt. Weiter östlich
liegt das Stromgebiet des I e n i s s e i, welchem r. ans dem Baikalsee die
/'«Ii W; h ^ >
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Ortsnamen: Osaka Japan Sibirien Europa London Ozean Sibiriens Westsibmens
20
Darius und Xerxes erbauten den groen Palast von Persepolis, von dem noch ansehnliche Trmmer erhalten sind, jetzt die 40 Sulen" genannt (f. Tafel I, 11).
In der Nhe sind auch noch die Felsengrber der Könige erhalten.
Zweites Kapitel.
Geschichte der Griechen.
/ 14.
Die Griechen und ihr Land.
(Nebst Einteilung der griechischen Geschichte.)
(S. Karte Lh.)
1. Die Stellung der Griechen in der Weltgeschichte. Von der Betrach-tung der orientalischen Völker wendet sich die Weltgeschichte zu ihren nchsten Nachbarn gen Westen, zu den Griechen. Sie geht damit von Asien, wo das Menschengeschlecht seine Anfnge, die Kultur ihre Ursitze hat, nach (Suropa der, wo die Menschheit eine hhere Stufe der Entwickelung erreicht. Die Griechen sind das Erstlingsvolk dieser hheren menschlichen Kultur, ausgezeichnet in der Weltgeschichte dadurch, da sie, wie kein anderes Volk, alle dem Menschen inwohnenden natrlichen Anlagen und Krfte zur reichsten Ausbildung und schnsten Entfaltung brachten.
2. Griechenland. Das Land, welches die alten Griechen be-wohnten, war die Halbinsel Griechenland im Sdosten Europas, der sdliche Teil der Balkanhalbinsel, an Flcheninhalt nicht grer, als das heutige Knigreich Bayern. Im Osten nur durch das inselreiche gische Meer (den Archipelgus) von Asien geschieden, im Sden vom Mittelmeer, im Westen vom jonischen Meer begrenzt, im Norden durch Gebirge abgeschlossen, ist Griechen-land ein See-und Gebirgsland zugleich. Nicht allein, da es auf drei Seiten vom Meere umgrtet wird; das Meer bildet auch durch zahlreiche tiefe Einschnitte ins Land eine Menge von Halbinseln, Landzungen, Hafenbuchten, Vorgebirgen, und giebt dadurch dem Lande einen Kstenumri von unverhltnismig groer Ausdehnung. Im Innern aber ist Griechenland nach allen Richtungen von Ge-birgen durchzogen. Unter diesen treten am meisten hervor: der im Nordosten als mchtiger Grenzwchter 3000 Meter hoch emporsteigende Gtterberg Olympus, der durch das vom Peneus durch-strmte schne Thal Tempe vom Ossa geschieden ist; weiter sdlich das tagebirge, welches im Osten am Meere den denk-wrdigen Engpa der Thermopylen bildet; im mittleren Lande
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Darius Xerxes
Extrahierte Ortsnamen: Persepolis Asien Suropa Griechenland Griechenland Europas Balkanhalbinsel Bayern Asien Griechenland Engpa
4
geschlechts, ober die Wiege der Menschheit". Von hier aus verbreiteten sich die Menschen der alle Lnber der Erbe.
2. Entstehung der Staaten. Nach der Beschaffenheit der Wohnsitze, welche die Menschen eingenommen hatten, gestaltete sich ihre Lebensweise. Die Bewohner unwirtlicher Meeresksten nhrten sich vom Fischfang; die,welche in rauhengebirgsgegenben hausten, lebten von der Jagd; die Steppenvlker trieben Viehzncht und zogen, ohne feste Wohnsitze, mit ihren Herben und Zelten von Ort zu Ort. Alle biefe Völker blieben roh und werben nur dann in der Weltgeschichte vorbergehenb erwhnt, wenn sie als zerstrende Horben in den Entwickeluugsgang der Menschheit eingegriffen haben. Auf eine hhere Stufe der Gesittung erhoben sich biejenigen Völker, welche in fruchtbaren Lanbsirecken, in den Thlern wasserreicher Strme ober an gnstig gelegenen Meeresksten sich niebergelaffen hatten. Sie grnbeten sich feste Wohnsitze, aus benen Drfer und Stbte erwuchsen; bei ihnen entwickelte sich der Ackerbau, das Gewerbe, die Schiffahrt, der Hctnbel, und je fester sie zu-sammenwohnten, um so ntiger wrben ihnen auch bestimmte Ge-setze, durch welche sie ihre Gemeinschaft regelten und zu einem georbneten Staate verbanben. Die ltesten Staaten entstanben im Morgenlanb e ober Orient, und zwar in den Ebenen groer Strme: am Nil, am gelben und blauen Flusse, am Ganges und Jnbus, am Euphrat und Tigris. Doch knnen unter biesen orientalisch en Vlkern die jenfeit des Jnbusstromes wohnenben hier bergangen werben; bernt wenn auch die Jnber und die Chinef en frhzeitig eine hhere Bilbuugsstufe erreichten, fo finb sie boch, bei ihrer strengen Abfonberung von den brigen Vlkern, ohne wesentlichen Einflu auf bte Entwicklung der Menschheit geblieben. Ihren eigentlichen Laus aber beginnt die Weltgeschichte mit der Betrachtung der Völker, welche die Lnber vom Nil ttitb Mittelmeer bis zum Jnbus b. h. gyp ten und das sbwest-liehe Asien einnahmen.
Dieselben verteilen sich auf brei groe Vlkergruppen (ober Sprachfamilien), welche nach den brei Shnen Noahs genannt zu werben pflegen, nmlich:
1. die H et in i ten, wozu die gypter gehren,
2. die Semiten,
3. die Japhetiten (jetzt gewhnlich Arier ober Jubo-Ger-matten genannt).
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Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
unbekannt geblieben; Ägypten dagegen war schon im hohen Altertum berühmt und ist eins der merkwürdigsten Länder der ganzen Welt.
2. Ägypten. Es erstreckt sich etwa 150 Meilen lang am Nile hin und wirb im Osten und Westen von oben Gebirgen begrenzt, die das nur 10 — 20 km breite Flußtal umschließen. Im Norben erweitert sich das Tal zu einer Tiefebene, die, von zwei Armen des Nils und dem Meere umgeben, ein Dreieck bitbet und wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem griechischen Buchstaben das Delta genannt wirb. Diese Ebene und das schmale Flußtal' sinb außerordentlich fruchtbar, und ihre Fruchtbarkeit ist ganz ein Geschenk des Nils. Denn ba es in dem Lanbe säst gar nicht regnet, so könnten in der Glut der Sonne kein Baum, kein Strauch, kein Getreibe gebethen, und der Boden müßte zur öden Wüste verdorren, wenn nicht der Strom ihm reichliche Bewässerung brächte. Dies geschieht alljährlich zu bestimmter Zeit. Da schwillt der Nil mächtig an durch die Regengüsse, die währenb der Regenzeit in seinem Quelllanbe fallen, übersteigt feine Ufer und bebeckt mit seinen Fluten weithin die Talebene. Das ganze Ägypten gleicht dann einem großen See, aus dem die Stabte und Dörfer wie Inseln hervorragen. Wenn die Gewässer allmählich wieber sinken und in das Flußbett zurückkehren, so hinterlassen sie einen fetten Schlamm, der den erweichten Boben trefflich büngt und ihn so ergiebig macht, daß man gar nicht erst zu pflügen, sortbern nur zu säen braucht, um die reichsten Ernten zu erhalten. Vorzüglich gebieh das Getreibe, weshalb Ägypten im Altertum eine Kornkammer genannt würde; auch erzeugte das Land Baumwolle, Flachs, Papierschilf, Feigen und Datteln. An merkwürdigen Tieren brachte es hervor: das Krokodil, das Flußpferd, den Ichneumon und den Vogel Ibis.
3. Ägyptens Hauptstädte. Daß bei biefer Fruchtbarkeit auch ein zahlreiches Volk in Ägypten wohnte, ist natürlich. Schon in den ältesten Zeiten war das Land, wie erzählt wirb, von Städten gleichsam übersäet. Als die größten und herrlichsten ragten unter ihnen hervor: Memphis im unteren Nilthale, nicht fern vom Eingänge des Deltas, und das hunberttorige T h e b e n im oberen Teile des Laubes.
5+ Die Kasten und die Religion der Ägfpter.
1. Die Kasten« Die alten Ägypter waren ein mäßiges, arbeitsames Volk. Sie teilten sich in sogenannte Kasten. Dies waren streng voneinanber gesonderte erbliche Stände, in denen die Rechte und der Lebensberuf der Vorfahren auf die Nachkommen übergingen. Niemand
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
203
i
3. Die geistige Bildung der asiatischen Bevölkerung steht hinter den
Leistungen der Europäer entschieden zurück, obschon Asien auch die geistige
Wiege Europas gewesen ist. Die großartigen Baudenkmäler Babyloniens,
Assyriens, Kleinasiens, welche wir heute in ihren Trümmern bewundern,
weisen jetzt noch aus die Bildungsstufe jener Länder in grauer Vorzeit zu-
rück. Die Sagen und Schriften der Inder legen Proben von der tiefen
Einsicht jenes Volkes ab; China und Japan sind noch bis zur Stunde die
einzigen eigentlichen asiatischen Kulturstaaten. Aber dadurch, daß sie dieselben
von jeher gegen Außen streng abgeschlossen haben, entbehrten sie auch der
äußern Anregung, blieben auf der erklommenen Entwicklungsstufe stehen und
gingen so rückwärts. Wie manche herrliche Erfindung kannten die Chinesen
vor den Europäern! Welche tiefe Weisheit enthalten die indischen, persischen'
und arabischen Dichtungen und Märchen! Erst seit die Europäer mehr Zu-
tritt in das früher abgeschlossene asiatische Leben erlangt haben, kann man
mit Bestimmtheit voraussagen, daß Asiens Bevölkerung einer neuen Aera
entgegengeht.
4. Ebenso hat Europa in Handel und Gewerben sein asiatisches Mut-
terland bedeutend überflügelt. China kannte bekanntlich die Bereitung der
Seide vor den Europäern, welche sie erst im Anfang des 6. Jahrhunderts
von dort erfuhren. Und doch wandern jetzt Seiden- und Banmwollenzeuge
von Europa nach Asien. Chinesisches Porzellan bedarf man seit mehr als
100 Jahren nicht mehr in Europa; das europäische steht bereits auf einer-
höheren Stufe der Vollkommenheit. Von asiatischen Produkten des Gewerbe-
fleißes werden noch jetzt hochgeschätzt die Shawls von Kaschmir, die persi-
schen Waffen, die chinesischen und indischen Zeuge, die lackirten Blechwaaren
aus China. Der Seehandcl ist jetzt ausschließlich iu den Händen der Eu-
ropäer ; nur die Chinesen wagen sich mit dem längst bekannten Compaß über
das Weltmeer, und werden iin afrikanischen Capland und in Arabien, wie
auf den ostindischen Inseln und in Calisornien angetroffen. Dagegen durch-
ziehen große Carawanen im Innern den ganzen Continent, z. B. von China
nach Sibirien und Turan; von Tübet nach Iran und Vorderasien; von
Vorderasien über Syrien nach Mecka und Medina oder durch die arabische
Wüste nach Aegypten. Der indische Handelsweg nahm vor der Entdeckung
des Seewegs nach Ostindien (1498) durch den Portugiesen Vasco di Gama
verschiedene Richtungen. Man führte die Waaren den Jndusstrom aufwärts,
so weit er schiffbar war, dann zu Lande in den Oxus (Amu oder Gihon),
über den Aral-See in das kaspische Meer, und die Wolga herauf, von da
zu Lande in den Tanais (Don) und ins schwarze Meer, wo sie die Genuesen
und Venetianer abholten. Oder man brachte sie zu Schiffe an die Mündung
des Euphrat und Tigris, führte sie stromaufwärts bis Bagdad, daun auf
Kameelen durch die Wüste von Palmyra nach Aleppo, Tripoli oder Beirut
am Mittelmeer, wo sie die Venetianer und Genuesen nach Europa brachten.
Ein dritter Weg führte von Indien ins rothe Meer und vom Nordende
desselben zu Lande nach Alexandria. Dies ist unstreitig der nächste Weg
von Europa nach Ostindien, und die sogenannte englische Ueberlandpost legt
denselben von Calicut bis London über Marseille oder Triest in 24 Tagen
zurück. Sie passirt Havre, Paris, Marseille, Alexandria und Suez.
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Extrahierte Personennamen: Turan
Extrahierte Ortsnamen: Europas Babyloniens Assyriens Kleinasiens China Japan Asiens Europa China Europa Asien Europa Kaschmir China Calisornien China Sibirien Vorderasien Vorderasien Mecka Medina Ostindien Bagdad Palmyra Aleppo Tripoli Beirut Europa Indien Alexandria Europa Ostindien London Marseille Paris Marseille Alexandria Suez
matra und Borneo, jedes einzeln? 50. Durch welche geht der Aequator?
51. Welche holländischen Besitzungen liegen nördlich, welche südlich des Ae-
quators? 52. Welche Meeresstraßen trennen die Insel Sumatra von Java
- und Malacka?
Zur Wiederholung von 8 88—90.
1. Was ist von Persiens Klima, seinen oro- und hydrographischen Verhält-
nissen zu wiederholen? 2. Wie liegen die Staaten von Iran zu einander?
3. Was ist von den Persern, ihrem Charakter, ihrer Religion und ihrer
Thätigkeit zu wiederholen? 4. Was erzählt man von den Strafarten bei
den Persern? 5. Wie liegt Ispahan von Teheran, Balfrusch von Schiras,
Herat von Tauris? 6. Was ist von Afghanistan und Beludschistan zu
merken? 7. Wo liegt die Wüste Gedrosia? 8. Wo Kandahar und Kelat?
9. Was ist von den klimatischen, oro- und hydrographischen Verhältnißen
von Turan zu merken? Io. Welche Völkerstämme bewohnen Turan?
11. Welche Horden zählen die Kirgisen? 12. Was ist von ihrer Lebensart
zu merken? 13. Wie liegen Bockhara, Kunduz, Khiwa und Khokand zu
einander? 14. Welche Eigenthümlichkeiten besitzen die sibirischen Ströme?
15. Was ist von den einzelnen zu wiederholen? 16. Welche bedeutende
Binnen-Seen finden wir in Sibirien? 17. Was ist im Allgemeinen und Be-
sondern vom sibirischen Tieflande zu wiederholen? 18. Welche Gcbirgsländer
verzweigen sich stark nach Sibirien? 19. Wie unterscheidet man den großen
und kleinen Altai von einander? 20. Was ist vom Ural zu wiederholen?
21. Welche klimatischen Verhältnisse charakterisiren Sibirien? 22. Welche
Erzeugnisse der 3 Reiche der Natur liefert es vorzugsweise? 23. Wie groß
ist der Flächeninhalt des Landes und die Z hl der Bewohner? 24. Zu
welchen Zwecken benutzt die russische Regieruug das abgelegene Sibirien?
25. Womit beschäftigen sich vorzugsweise die Deportirten, womit die ein-
gebornen Völkerstämme? 26. Welche Eingebornen sind insbesondere zu
nennen? 27. Welche Landestheile bewohnen sie? 28. Was ist von ihren
Sitten und Gebräuchen zu wiederholen? 29. Zu welcher Race gehören die
Samojeden? 30. Was ist von ihrem Charakter und ihrer Lebensart zu
wiederholen? 31. Welches sind die wichtigsten Städte Sibiriens im west-
lichen, welches im östlichen Theil? 32. Welche Bedeutung für den Handel
hat Kiächta? 33. Wonach bestimmt sich seine Lage am genauesten?
34. Welche Städte Sibiriens gehören zum Stromgebiete des Ob, welche
zu dem des Ienisei, des Amur und der Lena? 35. Was ist von dem
Bergland von Kamtschatka und seinen Bewohnern zu wiederholen? 36. Welche
Inseln gehören zu Sibirien und Kamtschatka? 37. Welcher Zugthiere be-
dient man sich in Kamtschatka? 38. Was ist von dem Kaukasus zu wieder-
holen? 39. Welche Flüsse entstehen im Kaukasus? 40. Welche Völker-
schafteu bewohnen Kaukasien? 41. Was wurde oben von den Sitten der
Tscherkesten mitgetheilt? 42. Welches Gebiet gehört den Russen? 43. Welche
Ortschaften? 44. Wodurch sind Baku und Derbent Wallfahrtsörter gewor-
den? 45. Welche 2 Päsie führen über den Kaukasus?
Zur Wiederholung von 8 91—93.
1. Rach welchen Meerestheilen bestimmt man die Lage von Arabien?
2. Was ist von den hydrographischen Verhältnissen Arabiens zu wiederholen?
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Extrahierte Personennamen: Persiens_Klima Balfrusch_von_Schiras Turan Lena